Autor: Stephen King
Deutsche Ausgabe im Paperback |
Umfang: 606 Seiten
Sprache: Deutsch (Englischsprachiges Original: „Pet
Sematary“)
Format/ Preis: Paperback (9,99€) E-Book (8,99€) DVD (9,99€)
Klappentext hinten:
„Manchmal ist der Tod besser – Hinter dem kleinen
Tierfriedhof liegt eine verwünschte indianische Grabstätte. Ob Katze oder
Mensch: Wer hier beerdigt wird, wandelt sich zum Albtraum für die
Hinterbliebenen.“
Buchbeschreibung innen:
„Als die junge Familie Creed ihr neues Zuhause
erblickt, sind die Strapazen des Umzugs von Chicago nach Ludlow, Maine,
vergessen. Das weiße Haus ist von einem großen Garten umgeben, hinter dem sich
unendlich weite Wälder erstrecken – Gebiet der Micmac-Indianer. Nur die
Schnellstraße direkt vor dem Gartentor stört die Idylle. Dem Kater der Creeds
wird sie bald zum Verhängnis: Church wird von einem Tanklaster überfahren.
Louis Creed begräbt den Kater auf einem Tierfriedhof im Wald, ohne seiner
Tochter Ellie vom Tod des geliebten Tieres zu erzählen. Und tatsächlich scheint
zu stimmen, was man sich Unheimliches von dem alten Friedhof erzählt, denn
schon bald kehrt Church zurück – etwas aggressiver, doch offensichtlich sehr
lebendig. Louis weiß genau, dass er den toten Kater in einem Müllsack beerdigt
hat. Über welche Kräfte verfügt der alte Friedhof? Und wird eine derartig
wunderbare Erweckung auch bei einem Menschen möglich sein?“
Die Handlung:
Aufgrund seiner neuen Anstellung in der
Krankenstation an der Universität zieht Louis Creed mit seiner Ehefrau Rachel
sowie den gemeinsamen Kindern Ellie und Gage ins beschauliche Ludlow, Maine.
Nach der anstrengenden Umzugsreise von Chicago hierher, kommen sie endlich in
dem großen weißen Haus am Rande der Wälder an, das sie nun ihr Zuhause nennen
wollen. Die ruhige Idylle wird lediglich durch die Schnellstraße, Route 15,
getrübt, die direkt vor dem Haus verläuft und eine Gefahr für Mensch und Tier
birgt.
Einmal angekommen wird die Familie sogleich von dem
freundlichen Nachbarn Jud Crandall in Empfang genommen und kurzerhand zum
sogenannten Haustierfriedhof geführt. Dieser Ort wurde von den Kindern der
Stadt angelegt, da der Schnellstraße vor allem die geliebten Haustiere zum
Opfer fallen, so liegen dort Smucky oder Spot begraben, spiralenförmig
angeordnet, mit individuell angefertigten „Grabsteinen“ versehen. Als Louis auf
eine Anhäufung von Totholz im seitlichen Teil des Areals aufmerksam wird,
erhält er von Jud eine erste Warnung, die er etwas verwirrt hinnimmt. Die Creeds versuchen sich nach diesem ersten
anstrengenden Tag in Ludlow einzuleben, Ellie führt mit noch als Folge des
Ausfluges ein verzweifeltes Gespräch mit Louis, in dem sich ihre Sorge um den
mitgereisten Kater Winston Churchel kundtut. Ihr Vater hingegen hat ganz andere
Sorgen, denn bereits an seinem ersten Arbeitstag wird der tödlich verwundete
Victor Pascow eingeliefert, der von einem betrunkenen Autofahrer getroffen und
gegen einen Baum geschleudert wird. Eben jener junge Mann erscheint Louis in
der Nacht nach dem Unfall und warnt ihn davor, über das Totholz zu gehen, da
dort Gefahr lauere. Louis erholt sich nur schwer von diesem traumatischen
Ereignis, kann es schließlich jedoch weitestgehend verdrängen und widmet sich
wieder dem Familienleben. Nach und nach erwächst zwischen ihm und Jud Crandall
eine innige Freundschaft, Elli kommt in die Vorschule, Gage entwickelt sich
weiter und erweitert seinen Wortschatz.
Zu Halloween tritt allerdings erneut der nahende
Tod in Louis‘ Leben als er der schwer an Arthritis erkrankten Ehefrau Juds das
Leben retten muss, da sie eine Herzattacke erleidet. Ein zweites Mal begegnet
er dem Tod, als seine Familie zu Thanksgiving nach Chicago zu Rachels Eltern
gereist ist, während er mit den Crandalls feiert, am Abend jedoch findet Jud
den Familienkater Church tot auf seinem Grundstück, offensichtlich ein Opfer
der Route 15. Louis, der sich noch gut an die aufgelöste Ellie erinnern kann,
ist völlig verzweifelt, doch Jud nimmt ihn kurzerhand mit auf den
Haustierfriedhof, aber Church wird nicht neben Smucky begraben, der gutherzige
Nachbar führt ihn samt dem Kadaver über das Totholz hinweg zum Bestattungsplatz
der Micmac. Wohl ist dem jungen Arzt bei
diesem Gedanken nicht, dennoch bestattet er den Kater mit bloßen Händen in
scharfkantigen Geröll und harter Erde.
Kaum einen Tag später ist Church wieder
quietschfidel – der Friedhof der Micmac hat seine wundersame Wirkung entfaltet
und den Kater in die Welt der Lebenden zurückgelassen. Doch Church hat sich
verändert: Plötzlich schnurrt er nicht mehr, sein Fell stinkt furchtbar nach
Erde und er taxiert Louis immerzu. Dieser wird von einem Schrecken nach dem anderen
geplagt, sagt sich jedoch, dass er es für Elli getan hat – auch wenn er sich
Churchs zweiten und endgültigen Tod des Öfteren wünscht.
Dvd-Cover zum Film |
Als die restliche Familie zurückgekehrt ist, stellt
auch Elli bald fest, dass sich ihr geliebter Schmusekater verändert hat, sie
verbietet ihm schließlich auch den Zugang zu ihrem Zimmer, was den geplagten Louis
veranlasst, Church jede Nacht aus dem Haus zu verbannen.
Die Creeds verbringen jedoch und dem verstörenden
Kater zum Trotz eine schöne Zeit in Maine – bis es eines Tages zu dem
verheerenden Unfall kommt. Gage läuft in seinem kindlichen Leichtsinn in die
Richtung der gefährlichen Straße, als Louis es bemerkt und versucht ihn auf der
abschüssigen Strecke einzuholen, ist es jedoch schon fast zu spät. Auch sein
Sohn versteht zu spät, dass er anhalten muss und kann nicht mehr bremsen, Louis
ist nur minimal hinter ihm, als der Laster den Jungen mit voller
Geschwindigkeit mit sich reißt und nach mehreren Hundertmetern erst zum Stehen
kommt.
Erschüttert muss Louis erkennen, dass er für seinen
eigenen Sohn nichts mehr tun kann, er wurde von dem Laster, der viel zu schnell
auf der Route 15 unterwegs war, aus dem Leben gerissen. Rachel, Ellie und Louis
stehen vor einem Scherbenhaufen, die Familie ist zerrissen: Rachel ist völlig
am Ende und versucht, den Schmerz zu verarbeiten; Elli realisiert das Geschehen
noch nicht, denn sie plant ihr Brüderchen zu jeder Mahlzeit mit ein und trägt
ständig ein Photo von ihm mit sich; und Louis trifft nach langwierigen Abwägen
eine Entscheidung – Gage muss auf den Friedhof der Micmacs, er muss wieder
leben, allen Warnungen Juds zum Trotz.
Doch was dort aus dem kleinen Jungen wird, hätte
sich Louis nicht zu träumen gewagt…
Meine Meinung:
Der „Friedhof der Kuscheltiere“ war tatsächlich mein
zweites Buch, das ich von Stephen King gelesen habe, direkt nach „Carrie“. An
sich war es vielleicht keine schlechte Wahl, nicht gleich die sehr bekannten
Sachen wie „Shining“ oder „The Green Mile“ von ihm zu lesen, man muss sich
schließlich auch erst an einen Autor gewöhnen, um vielleicht auch alle Werke zu
verstehen. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe das Buch genossen, auch „Carrie“
habe ich in mich aufgesogen, aber eben nicht in dem Umfang wie dieses. Stephen
King hat einen relativ eigenen Schreibstil, der zum einen enorme Spannung
erzeugen kann, zum anderen aber auch viel Gefühl zulässt. Außerdem erzählt er
viele Dinge, die eigentlich im Hintergrund geschehen, wodurch er die Szenerie
erweitert und dem Leser einen weiteren Blick auf das Umfeld der handelnden
Personen gibt – das mag nicht unbedingt jeder, aber auch nicht jeder kann zwei-
bis dreiseitige Beschreibungen lesen und sie schön finden, dennoch gibt es noch
heute viele Thomas-Mann-Liebhaber. Entweder liebt oder hasst man Thomas Mann,
genauso wie man Stephen King entweder liebt oder hasst, ich glaube, dass ein „Zwischending“
in diesem Fall tatsächlich schwieriger ist. Übrigens einmal in den Stil
verliebt, könnte man auch ein Buch nach dem anderen von ihm verschlingen, ich
habe selber schon einige von ihm in der „Warteschleife“ stehen. Und da Stephen
King das Schreiben lebt, erwarten uns jährlich mehrere neue Bände seines schier
grenzenlosen verrückten Verstandes.
Zur Geschichte: Es ist natürlich eine Geschichte,
die uns etwas lehren will. Man kann den Tod, so schmerzhaft er für uns auch
sein mag, nicht aufhalten, und was oder wer erst einmal tot ist, das oder der
sollte ruhen gelassen werden. Das fällt uns Menschen aber ziemlich schwer,
deshalb nehmen wir jede mögliche „Lösung“ an, die uns hilft, unsere Liebsten
wieder zu uns zurückzuholen. Natürlich ist es tragisch, wenn der zweijährige
Sohn überfahren wird, weil ein Laster mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch
eine Wohnsiedlung fährt, aber wir können die Gesetzmäßigkeiten der Natur nicht
nach Gutdünken außer Kraft setzen.
Gage nach seiner "Wiederauferstehung", Film |
Ich mochte die Art und Weise wie King die Figuren
präsentiert hat, wir bewegen uns eigentlich hauptsächlich um Louis Creed und
seinen Alltag. Der Leser erfährt jede Menge Details aus SEINEM Denken und
Handeln, während uns das der anderen stellenweise entgeht. Dadurch wird die
Geschichte natürlich subjektiv überprägt, denn hätte man zusätzlich Juds oder
Rachels Gedankenwelt könnte man die Ereignisse erneut betrachten und vielleicht
einen objektiveren Blick auf das Endgeschehen erwirken. Aber genau das macht
die Handlung authentisch und realistisch, denn in dem Moment, in dem uns jemand
eine Geschichte erzählt, gibt er sie mit seinen ganz eigenen, subjektiven
Worten wieder. Es passiert uns selten, dass eigentlich drei oder vier oder fünf
Personen quasi gleichzeitig beziehungsweise gemeinsam ein- und denselben
Umstand nahelegen, sodass wir uns unsere eigene Meinung bilden können.
Louis‘ generelle Verwirrtheit, gerade nach den Geschehnissen
um Victor Pascow, sowie seine scheinbare Paranoia, nachdem Church wieder
auftaucht und er den Kater ständig in seinem Rücken vermutet, machen ihn
menschlich. Er legt eine natürlich Skepsis an den Tag, vor allem wenn es um
Geschichten wie die der Micmac und dem zugehörigen Friedhof geht. Nicht immer
möchte er Jud Crandall Glauben schenken, auch wenn er ihn schon nach kurzer
Zeit ins Herz geschlossen hat und als väterlichen Freund ansieht. Was ich an
Louis eigentlich am angenehmsten fand, waren seine Versuche, alle Gegebenheiten
und Geschehnisse logisch zu erklären und zu durchleuchten. Er möchte alles
rational sehen, was ihm einfach nicht gelingt, denn er fällt immer wieder in
die Geschichten von Jud zurück. Sie lassen ihn nicht los und zehren immer
weiter an ihm. Der Mensch kann nicht immer alles rational sehen, das geht
vielleicht solange er noch nicht selber betroffen ist, doch Louis ist bald
mitten in diesen Geschichten und kann sich ihrer nicht mehr erwehren, deshalb
kommt es wie es kommen muss – er verfällt zusehends in Irrationalität. Ich finde es gut, dass es endet wie es endet
(und ich möchte mehr als verdammt ungern an dieser Stelle spoilern!), und ich
bin nicht der Meinung, dass Louis verrückt geworden ist. Er möchte schützen,
was ihm geblieben ist und retten, was er eben noch retten kann. Dementsprechend
kann ich nur sagen, dass die Figur des Louis, so ungehalten und irrational oder
gar verrückt sie am Ende auch wirkt, rundherum gelungen und in sich logisch
ist.
Sicherlich könnte ich mich jetzt mit jedem Mitglied
der Creed-Familie und jedem einzeln auftretenden Charakter auseinander setzen,
doch das würde aufgrund der schieren Menge und der schieren Charaktertiefe
einfach den Rahmen sprengen, lediglich auf Jud möchte ich gleich noch eingehen.
Es sei nur so viel gesagt, der „Friedhof der Kuscheltiere“ ist eines der
wenigen Bücher, die ich bisher gelesen habe, in denen ich wirklich keine Figur
gefunden habe, die mir übel aufgestoßen ist. Das ist interessant, denn
eigentlich ist Rachels Vater ein Mistkerl, der Louis ständig zusetzt, aber ich
finde, er hat eine so tragende Rolle, ohne ihn wäre die Geschichte vielleicht
anders ausgegangen, vielleicht hätte Louis sich abgefunden und seinen Sohn
nicht auf dem Friedhof der Micmacs beerdigt. Deshalb habe ich gegen ihn auch
keinerlei Abneigungen, auch wenn man sich manchmal gewünscht hätte, dass Louis
ihm ordentlich eine verpasst.
Eigentlich ist Jud Crandall der traurige und
einsame Held der ganzen Geschichte, denn ohne ihn, seine Geschichten und vor
allem sein bekräftigendes Mitwirken als es um Churchs Bestattung ging, wäre das
Leben der Creeds nie aus dem Ruder gelaufen. Der Kater wäre tot gewesen, für
Ellie ein Schock, aber so etwas überlebt man auch als Kind, und vielleicht wäre
Gage ebenfalls gestorben, doch zurückgekommen wäre keiner von beiden. Die
Familie hätte zwei schwere Schicksalsschläge erlitten, die sie aber über kurz
oder lang verkraftet hätten. Jud hingegen hat dies vereitelt, womit ich nicht sagen
möchte, dass er explizit daran schuld ist, dass es eben so gekommen ist, aber
er hat einen anleitenden Teil beigetragen. Ich muss gestehen, ich habe einen
Narren an ihm gefressen, er ist ein wunderbarer Mann – im Alter noch so fidel,
dass er den neuen Nachbarn hilft, seiner kranken Frau sehr entgegen kommt und
noch Liebe für sie aufbringt. Und eben ein Mann, der Geschichten erzählt, es
macht ihn einfach sympathisch, und das obwohl der Leser genau wie Louis an ihm
zweifelt und manchmal das Gefühl hat, dass er nicht ganz koscher ist.
Alles in allem kann ich den „Friedhof der
Kuscheltiere“ eigentlich jedem empfehlen, der auf Gänsehautfeeling steht und
sich vielleicht auch erst an Stephen King herantasten möchte. Es ist ein sehr
atmosphärischer Thriller, der uns alle etwas lehren möchte und vor allem auch
kann.
Ich hoffe, ich habe nicht zu viel vorweg genommen,
ansonsten viel Spaß beim Schmökern ;)
Abbildungen:
1) http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/351_43579_121620_xl.jpg
2) http://www.moviepilot.de/files/images/0000/8712/8712.jpg
3) http://www.moviepilot.de/files/images/article/file/10024475/friedhof_paramount_article.jpg
Ps. Es hat ja wirklich lange gedauert, bis hier wieder einmal was passiert. Aber das pendelt sich jetzt so langsam aber sicher ein. Ich habe bereits zwei neue Rezensionen auf dem Plan, zum einen zu dem Film "The Imitation Game" und zum anderen zu einem Buch von John Green!
Ps. Es hat ja wirklich lange gedauert, bis hier wieder einmal was passiert. Aber das pendelt sich jetzt so langsam aber sicher ein. Ich habe bereits zwei neue Rezensionen auf dem Plan, zum einen zu dem Film "The Imitation Game" und zum anderen zu einem Buch von John Green!