Der Dirigent
Daniel Daréus ist Anfang vierzig, weltbekannt und verkörpert die Leidenschaft
für diesen Beruf – bis er mitten in einem Konzert einen Schlaganfall erleidet
und in der Folge halbseitig gelähmt bleibt. Nachdem er sich mit seiner Kindheit
und Jugend auseinandersetzt, die von Verlusten, Entbehrungen und Schikanen
geprägt waren, beschließt er, sich in sein Heimatdorf zurück zu ziehen, das er
mit seiner Mutter verließ, um sein musikalisches Talent auszubauen. Er kehrt
als Daniel Daréus heim, den dort keiner kennt, da sein Musikagent seinen Namen
bereits in der Jugend geändert hatte, und er nun lediglich im Schatten seiner
Fähigkeiten, nicht aber seiner Vergangenheit steht. Der örtliche Pfarrer, Stig
Berggren, möchte das musikalische Können des Neuankömmlings nutzen, um den
Kirchenchor zu strukturieren und ihnen ein Gefühl für die Musik des Herrn nahe
zu bringen. Nach reiflicher Überlegung und einer Probe des Chores, die er
miterlebt, entscheidet er sich, der nächste Kantor der Gemeinde zu werden und
betritt damit völliges Neuland. Mithilfe verschiedenster Methoden versucht er
den singenden Herren und Damen Harmonie und die Balance innerhalb der Gruppe
nahe zu bringen, wobei er bereits an dieser Stelle auf erste Hindernisse stößt,
da die verschiedenen Charaktere nur sehr wenig miteinander verbindet und es
vielfach zu Streitereien untereinander kommt. Zudem stößt Daniel mit seinen zum
Teil unorthodoxen Methoden innerhalb der restlichen Bevölkerung auf Widerstand,
sodass sich vermehrt Konflikte ergeben, an deren Ende, seine Tätigkeit als
Kantor infrage gestellt wird. Dennoch entschließen sich die musikalischen Laien
nach einem gelungenen Konzert dazu, gemeinsam mit Daréus nach Wien zu einem großen
Chorwettbewerb zu fahren…
Manch einer
wird sich erinnern, dass 2005 unter diesem Titel ein schwedischer Film von Kay
Pollak erschien, der vor allem Aufruhr durch seine Oscarnominierung machte. Das
Neue Theater in Halle (Saale) hat sich letztes Jahr mit einer Adaption dieses
Themas beschäftigt und konnte im Oktober mit der Premiere eben jenes Stückes
aufwarten. Wunderbar inszeniert, mit Licht, Bühnenbild und vor allem Publikum
gearbeitet, wird das Drama besonders von der Musik getragen, die in einem
Schauspiel über einen Dirigenten elementar ist. Ein kunterbunter Haufen, der
sich elegant wie musikalisch über die Bühne bewegt, zwischenzeitlich ins
Publikum tritt und ein Chorleiter, der eben jenes wie sein Orchester behandelt
und sich unmittelbar mit einer völlig neuen Situation konfrontiert sieht, die
er zu händeln versucht.
Als
Gegensatz zu den erheiternden Chorproben und den langen Diskussionen, treten
nicht nur Daniels Konflikte, sondern auch die des Pfarrers und seiner Frau,
deren Ehe leidenschaftslos erscheint, sowie zentral stehend das Problem von
Gabriella, deren Mann sie schlägt und droht, die Kinder wegzunehmen. Selbst
innerhalb des Ensembles treten Schwierigkeiten auf, die sich in der verqueren
Ansicht Arnes bezogen auf seinen behinderten Neffen äußern, und dann natürlich die
Misere des Dirigenten selber, als er seine Liebe zur jungen Lena erkennt, sich
ihrer anfangs nicht wirklich gewahr wird.
All diese
Konflikte, sowie zahlreiche kleinere weitere, bilden einen krassen Gegensatz
zur aufgeweckten Musikgestaltung, sie machen das Stück seriös und verhindern,
dass das Sujet ins Lächerliche gezogen wird. Zumal unter den Schauspielern
Größen zu finden sind, für die es sich durchaus lohnt, einmal den Blick von
Daniel ab zu wenden und ihn auf Siv, auf Tore oder auch Olga zu lenken, deren
Bewegungen und Äußerungen aus dem Hintergrund eine Abrundung des Schauspiels
darstellen.
Dieses Stück
ist für jeden, der das Theater auch in einer etwas anderen Art genießt und der
Musik verfallen ist, ein Blickfang oder, um an dieser Stelle einmal
metaphorisch zu werden, „ein inneres Blumenpflücken“!